Streckenflugspaß trotz Wetterkapriolen
Vom 29. Mai bis 1. Juni 2025 traf sich die Segelfluggemeinschaft am Flugplatz Krefeld‑Egelsberg zum traditionellen Kappes Vergleichsfliegen. Etwa 100 Pilotinnen und Piloten in 45 Teams ließen sich auch von launischem Frühsommerwetter nicht abschrecken: Kameradschaft und gemeinsame Flugabenteuer standen wie immer im Mittelpunkt.
Ein einzelner, aber spektakulärer Wertungstag
Nur der Freitag bot genügend Thermik für einen offiziellen Wertungsflug – dieser Tag hatte es jedoch in sich. In der gemischten Klasse flog Lennard Wick (LSV Grenzland e.V.) mit 250 km die Tagesbestleistung und holte Platz 1, bevor er bei Weißweiler sicher außenlandete.
Auch Vereinskamerad Robin Schmitt überzeugte: In der Clubklasse wäre er Zweiter geworden, doch mangels ausreichender Flüge kam keine Klassenwertung zustande.
Aus erster Hand – Lennard Wicks Erlebnisbericht
„Der Flug war einer der anstrengendsten meiner bisherigen Laufbahn – zu keiner Zeit ließ die Strecke wirkliche Entspannung zu.“

Früher Start unter Druck
Gemeinsam Robin Barzen und seiner LS 3 (Rufzeichen: R1) und der ASW 19 mit Robin Schmitt (Rufzeichen: H3) stellt sich Lennard gegen 11 Uhr an die Abfluglinie. Sie verzichten bewusst auf Wasserballast, weil die Wolkenuntergrenze über dem Bergischen Land kaum 900 m AGL erreicht. Schon kurz nach dem Abflug zwingt eine Abschattung über Lobberich ihn in nur 270 m Höhe zu kreisen – der erste “Ausgräber” des Tages.
Kampf bis Linnich
Das Trio tastet sich mit kleinen 1 – 1,5 m/s‑Bärten zur ersten Wende Linnich vor. Die Feuchte in mittlerer Höhe schattet weite Landstriche ab, jede brauchbare Einstrahlung ist ein Geschenk. Lennard fliegt konsequent die besten Linien an, hält aber engen Funkkontakt zu seinen Teamkollegen – echte Formationstaktik.
Rückenwind‑Express Richtung Rhein
Hinter Linnich drückt ein frischer Nordost mit 25 km/h. Im engen Wingman‑Verbund geht es schnell bis Dormagen. Hier trennen sich die Wege: Robin Schmitt muss als Club‑Pilot seine eigene Aufgabe werten, während Lennard der stärkeren Linie südlich des Rheins folgt.
Allein unter 800 Metern
Zwischen Leverkusen und Radevormwald sinkt die Basis auf 1 200 m MSL (≈ 800 m AGL). Lennard nutzt jede noch so kleine Wolke, steigt kurz auf 1 400 m, verliert aber mit jedem Gleitschritt Höhe im Gegenwind. Die 25 km/h Gegenwind wirken plötzlich zäh.

„Ich sah Flieger der großen Klasse, die mir Thermik zeigten – das half enorm.“
Taktischer Kniff: Nordroute nach Weißweiler
Die klassische Strecke führt südlicher, doch dort trocknet die Bewölkung zusehends ab. Lennard entscheidet sich für einen nördlicheren Kurs, in der Hoffnung auf Restfeuchte über dem Tagebaugebiet. Die Rechnung geht auf: 6 km vor Weißweiler findet er den rettenden 2 m/s‑Bart, holt 300 m und passiert die Wende.
Geplante Außenlandung
Mit der letzten Höhe gleitet er zurück zu einem vorher ausgekundschafteten Feld bei Inden – eine saubere Außenlandung, exakt 250 km nach Abflug. Nach wenigen Minuten bergen Helfer Flugzeug und Pilot; der Lohn: Tagesbestleistung und die Erkenntnis, dass frühes Abfliegen, Kursdisziplin und ein Quäntchen Glück über Erfolg oder Rückholtour entscheiden.

„Der Schlüssel war das frühe Abfliegen, die nördliche Route – und ein bisschen Glück.“
Gemeinschaft, die verbindet
Ob beim morgendlichen Briefing, an der Startlinie oder am Grill am Abend – die gute Laune blieb trotz Regenschauern ungebrochen. Helfer*innen und Crews schoben gemeinsam Flugzeuge, tauschten Wetterinfos und feuerten sich gegenseitig an: gelebter Segelflug‑Spirit am Egelsberg.
Ausblick auf Kappes Vergleichsfliegen 2026
Nach dem gelungenen Gastspiel in Krefeld übernimmt LSV Grenzland e.V. im kommenden Jahr die Ausrichtung des Kappes Vergleichsfliegen. Die bewährte Kooperation der Vereine wird damit fortgesetzt – wir dürfen uns schon jetzt auf spannende Wertungstage und viele gemeinsame Stunden in der Thermik freuen.
Danke an den Aero Club Krefeld e.V. für die Organisation sowie an alle ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Bis zum nächsten Kappes – und bis dahin „happy landings“ und viel Erfolg in der 2. Segelflug‑Bundesliga!