„Rheinische Post“ mit 503 Starts an der Spitze

Rheinische Post, 30. Dezember 1959

Viersens Segelflieger zogen Bilanz – Flugzeugbestand wird fast verdoppelt

 

VIERSEN. Als im April 1959 auf dem Festhallenvorplatz zwei Segelflugzeuge des Luftsportvereins Viersen durch Dr. Ramjoué, Verlagsleiter der „Rheinischen Post“, und Ratsherrn Erich Steffes, langjähriger Protektor des Vereins, getauft wurden, ahnten die unternehmungslustigen Flieger noch nicht, welch beachtlichen Erfolge ihnen mit diesen Maschinen beschieden waren sollten. 798mal konnten sie mit ihren drei Flugzeugen in den herrlichen Flugsaizon starten. Die Gesamtflugzeit betrug 300 Stunden. Der Doppelsitzer Ka 2 „Rheinische Post“ beanspruchte mit 503 Starts den Löwenanteil, der einsitzige Leistungssegler stieg 135mal in die Lüfte und 100 Schülerstarts entfielen auf den Übungssegler Baby IIb „Viersen“. In mühevoller Flugarbeit wird der Flugzeugpark noch um eine „Rhönschwalbe“ und eine „Rhönlerche“ vergrößert, Dank der Unterstützung durch den Rat besteht der Luftsportverein jetzt an der Bleiche eine neue geräumige Werkstatt mit Unterstellhalle für alle Maschinen und Geräte.

Aus der Bilanz über das Sportjahr 1959 seien an erster Stelle die lobenswerten Einzelleistungen aufgeführt: Streckenflug von Belgien nach Frankreich (300 km) durch Albert Schmelzer; Streckenflug von 68 km durch Helmut Fielland, Streckenflug von 50 km durch Hans Gruber; 5-Stunden-Dauerflug durch Rudi Kreinen, 5-Stunden-Dauerflug durch Karl Leisinger, 5-Stunden-Dauerflug durch Frank Hundsdörfer, 5-Stunden-Dauerflug durch Helmut Fielland, 4½-Stunden-Dauerflug durch Paul Schätz; ferner wurden eine große Anzahl kleinerer Flüge zwischen zwei bis vier Stunden und mehrere Flüge zwischen 2000 bis 2500 m Höhe absolviert. Außerdem konnten in diesem Jahre mehrere Sportprüfungen und Luftfahrerscheine erworben werden.

Der Aero-Club „Leukenheide“ Balen, Belg. Antwerpen, räumte auch 1959 den Viersener Segelfliegern Gastrecht ein. Das war anlässlich eines Freundschaftsbesuches im Rathaus der Gaststadt unserer Viersener Segelflieger. In Kürze wird der Balener Bürgermeister den Besuch im Viersener Rathaus erwidern.

Modellbau schmiedet die junge Mannschaft

Anlässlich der letzten Mitgliederhauptversammlung, die unter der Leitung des Protektors Erich Steffes stand, wurde der Dank an die Viersener Flieger besonders zum Ausdruck gebracht. In Kürze soll dem Vorstand des belgischen Clubs und dem Protektor der Stadtverwaltung im Rathaus eine Ehrung zuteil werden. Von der Versammlung wurde Volksschullehrer Dieter Peschkes einstimmig zum neuen Jugendleiter der Modellbaugruppe gewählt. Diese Gruppe ist das Sorgenkind des Vereins, wie ja auch andere Sportvereine Schwierigkeiten mit dem Nachwuchs haben, der so leicht nicht mehr für sportliche Interessen und sportlichen Einsatz zu gewinnen ist. Gerade im Flugsport und im Modellbau gibt es eine Menge vielfältiger Aufgaben, die jungen Menschen sehr zu bieten vermögen, oft auch für die Weiterbildung im Beruf. Alles steht für aufgeschlossene Jungen bereit: eine geräumige, helle und geheizte Werkstatt im Winter und eine gesunde, Körper und Geist stählende Tätigkeit im Sommer auf dem Flugfeld. Erstklassiges, geschultes Lehrpersonal stellt sich Jahr um Jahr kostenlos zur Verfügung und die Beiträge sind so geringfügig, daß es, wenn der Verein gar nicht bestehen könnte, besäße er nicht eine große Anzahl von Mitgliedern. Der Vorstand wird sich um den Nachwuchs intensiv bemühen. Alle Jugendlichen, die fliegen oder den Modellbau betreiben wollen, sollen ermuntert werden. Anmeldungen werden in der Geschäftsstelle H. van Bracht, Viersen, Hauptstraße 97, entgegengenommen.

Hochbetrieb an der Bleiche

Besonders freute man sich in der Versammlung darüber, daß durch die freundliche Hilfe der Stadt Viersen jetzt an der Bleiche eine geräumige Werkstatt mit Unterstellhalle für alle Maschinen und Geräte zur Verfügung steht. Bis zum nächsten Frühjahr wird dort an jedem Samstagnachmittag an Flugzeugen und Zubehörteilen gearbeitet, um für die neue Flugsaison wieder mit „Hochglanz“ gebrachten Maschinen an den Start gehen zu können.

Interessante Neuigkeiten

Der Verein beauftragte die Flugzeugfabrik A. Schleicher auf der Wasserkuppe (Rhön) mit der Wiederherstellung der Ka 2b „Rhönschwalbe“, die 1958 bei dem tödlichen Unfall des Kameraden M. Halfmann zu Bruch ging. In der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr bringen Viersens Segelflieger das Flugzeug ins Werk, so daß es zu Beginn des neuen Flugjahres wieder zur Verfügung steht. Aber das ist noch nicht alles. Durch die Opferbereitschaft aller Mitglieder, ihrer Einsatzbereitschaft in freiwilligen Arbeitsleistungen und durch die großzügige Unterstützung und Schirmherrn, der sich in den letzten Jahren nicht nur um die Fliegerjugend, sondern um die sportbetreibende Jugend Viersens allgemein sehr bemüht, ist der Luftsportverein Viersen in der Lage, im nächsten Sommer noch eine doppelsitzige „Rhönlerche“ von der Flugzeugfabrik zu beziehen. Die Ueberlegungen des Vorstandes bei dem Plan für diese Maschinen die Umschulung junger Piloten risikolos zu gestalten. Der Schüler wird also künftig mit einem Flugzeug seinen Alleinflug absolvieren, mit welchem er 40 bis 50 Flüge zusammen mit dem Fluglehrer machte.

Keine Pause im Winter

Auf dem Winterprogramm des Vereins stehen neben den Arbeiten in den Werkstätten eine Werbeveranstaltung im Frühjahr 1960 und der zur Tradition gewordene Fliegerball am Fastnachtssamstag in der Kaisermühle. Unter Leitung des Fluglehrers Paul Dahmen werden die Wintermonate auch für einen methodischen Unterricht in Fluglehre und Flugvorschriften und Gesetzen des Luftverkehrs genützt.

Eine Krönung fand die 30jährige Arbeit von August Verfuhren für den Luftsport und den LSV Viersen damit, daß er anläßlich der Mitgliederhauptversammlung zum Ehrenmitglied unter Ueberreichung des Ehrendiploms ernannt wurde. Diese gut besuchte und so glücklich verlaufene Versammlung im Lokale Hommen, Rahser, beschloß Erich Steffes mit den Worten:

„Arbeitet, wie bisher kameradschaftlich zusammen am weiteren Aufbau des Viersener Luftsportvereins mit dem Ziel, der Jugend zu dienen in der heutigen Zeit, der Zeit der Ueberschallgeschwindigkeiten und des beschränkten Materialismus einen Sport der Besinnlichkeit und des Schönen zu erhalten.“

H. M.

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Auch mehr als sechs Jahrzehnte später lebt die Begeisterung für den Luftsport bei uns am Niederrhein weiter – heute im LSV Grenzland e.V.. Aus dem kleinen Verein mit Modellfliegern und Segelflugpionieren hat sich ein moderner Luftsportverein entwickelt, in dem heute über 100 aktive Mitglieder Segelflug, Motorflug, Motorsegler und Ultraleichtflugzeuge fliegen.

Wir bilden neue Pilotinnen und Piloten aus – ganz gleich, ob mit 14 Jahren im Segelflug begonnen oder mit über 50 noch einmal der Traum vom Fliegen verwirklicht wird.

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