
Ausschnitt aus der „Westdeutschen Zeitung“ vom 29.9.1959
Wieder 700 Zivilflugzeuge am Bundeshimmel
M.K.F. Braunschweig (Eig. Ber.). Erst 16 Jahre alt und obendrein ein Mädchen ist der jüngste Flugzeugeigentümer in der Bundesrepublik. Insgesamt gibt es heute wieder rund 700 Zivilflugzeuge in Westdeutschland. Etwa 600 dieser Maschinen sind einmotorige Sportmaschinen, der Rest Reiseflugzeuge von Industriellen und Verkehrsluftschiffen der Lufthansa oder anderer deutscher Lufttransportunternehmen.
Das Kontingent der zivilen bundesdeutschen Luftfahrgeräte vervollständigen 13 Hubschrauber und zwei Luftschiffe. Nach internationalen Maßstäben imponierend ist allerdings nur die Zahl von rund 2000 Segelflugzeugen.
Solche Details über die Auswirkungen des Wirtschaftswunders auf deutschem Fliegerland kann man in Braunschweig erfahren. Hier sitzt das Luftfahrtbundesamt, das die bundesdeutsche Luftfahrt „reguliert“ führt. Sie ist eine Art von „Standesamtregister“ der Zivilluftflotte.
Nur drei neue Luftschiffe
Nach dem Krieg sind — wie ein Blick in die Braunschweiger Kartei verrät — im Geburtsland des Zeppelins gar nicht neue Lizenzen fürs Fahren und Steuern von Luftschiffen erteilt worden. Mehr Luftschiffe sind augenblicklich auch noch nicht in uns gefragt, da heute noch zwei kleine, zivile Luftschiffe am Himmel schweben. Sie sind amerikanischen Ursprungs und dienen Reklamezwecken. Zu den seltensten bundesdeutschen Luftfahrtgeräten zählen auch die 13 Hubschrauber mit bundesdeutschem Nationalitätszeichen. Weniger sind es noch. Die Zahl der Verkehrsmittel, die Chefs als private Verkehrsmittel dienen, hat dagegen in den letzten Jahren schnell zugenommen. Man schätzt in Braunschweig, daß etwa 40 zivile Eigentümer von Flugzeugen für Reisen zu Zweigbetrieben ihres Unternehmens oder Konzernen gibt. Die Hälfte von ihnen dürfte sogar regelmäßige Reisen mit eigenen Maschinen besitzen, von denen einige weit über 100.000 DM gekostet haben. Auch diese sind meist schnell und bequem, fast immer viersitzig, aber einmotorige Reiseflugzeuge sind nicht sehr billig.
Die Eigentümer
In der „Rolle“ findet man unter den Eigentümern eine ganze Anzahl, die in Nordrhein-Westfalen, aber in einem im rheinisch-westfälischen Industriegebiet beheimatet ist. Ein großes Essener Unternehmen der Eisen- und Stahlindustrie ist einer zu nennen, wie auch ein Kaufhausunternehmen bei Düsseldorf. Manchmal sucht man auch vergeblich nach einem Namen eines Eigentümers, obwohl man weiß, daß er sein eigenes Flugzeug besitzt. Geradezu häufig sind unbekannte oder geheimgehaltene Eigentümer in Ortsliste notiert. Tarnung vor dem Finanzamt? Nicht unbedingt, denn solche Privatflieger und ihre Maschinen sind häufig die eifrigen Förderer der örtlichen Klubs.
Das Fliegen ist immer noch ein teurer Spaß. Es ist fast wie ein Wunder, wenn oft drei oder mehr Personen gleichzeitig Eigentümer genannt werden. Man schätzt die privat genutzten Sportmaschinen auf rund 600 einmotorige Sportflugzeuge im Luftsportverein. Oft ist man fassungslos, wenn man die Angaben sieht. Aber dann findet der einen oder andere Student, der als Mitglied in einem Sportverein und als Flieger in einem Hochschulflug vorbereitet wird.
Aber auch kein Geheimnis, weshalb eine 16jährige das Eigentum eines Flugzeuges eingetragen werden konnte. Die Sportmaschine gehörte einer Freundin, einem in Deutschland lebenden Engländer. Ausländer können aber nicht ohne weiteres in die Rolle aufgenommen werden. Mit Erlaubnis ihres Vaters wurde sie die unwiderrufliche Freundin an den britischen Luftsportenthusiasten.
Ein Blick in die Liste der Muster zeigt, daß die Maschinen ausländischer Herkunft überwiegen. Man erinnert sich an die Schwierigkeiten bei der Entwicklung der westdeutschen Luftfahrzeuge.
Inzwischen veranstalten viele Bundesluftfahrtgebäude regelmäßige Vorstellungen für Gebrauchtflugzeugverkäufe. Auf einer solchen Veranstaltung wurde einmal eine Maschine für 4500 DM angeboten. Sie hatte schon im letzten Krieg als Schulflugzeug Dienst gemacht. Im Baujahr war 1929. Manchmal versteigern Käufer am Anfang eine Maschine am Klamottenlauf. In Fachkreisen weiß man aber, daß es auch noch Händler gibt, die immer wieder auf den Handel damit aus sind, den Ausland bei uns an den Mann zu bringen.
Inzwischen werden auch in der Bundesrepublik Sportflugzeuge gebaut, etwa in Dutzend verschiedener Typen, deren Preis zwischen 15.000 und 30.000 DM liegt. Der Typ des ausgesprochenen Reise- und Geschäftsflugzeuges (Preis etwa 100.000 DM) ist in den deutschen Baugrogramms allerdings nur einmal vertreten. Aber das Auslandsangebot bleibt weiterhin die schwere Konkurrenz für die deutsche Luftfahrtindustrie. Die US-Firmen produzieren in Serie und bieten in Preisen an, die keine deutsche Firma erreichen kann. „Nur für die Sportfliegeer ist uns bang, hat es schwer“, sagt man in diesen Kreisen. Man hofft, mehr für die Ausstattung der deutschen Luftwaffe herangezogen zu werden.
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