Piloten flogen gegen Schlechtwetterfront (1953)

Flugtag an der Niers 1953: Trotz Regen und Schlechtwetterfront wurde die Veranstaltung des LSV Grenzland ein großer Erfolg. Was damals geschah, zeigt dieser Zeitungsartikel vom 25.09.1953.

Erster Flugtag an der Niers wurde dennoch ein Erfolg – Einige tausend Zuschauer – Die RP flog mit

VIERSEN.
Man mag darüber denken wie man will, aber viel scheint Petrus von der Fliegerei nicht zu halten. Andernfalls hätte er den Erfolg des gestrigen Flugtages, den die Luftsportvereinigung Grenzland auf dem Flugplatz an der Niers veranstaltete, nicht ständig durch eine aus Belgien kommende Schlechtwetterfront bedroht. Immerhin, unsere Luftsportler ließen sich nicht verdrießen, krochen unter die Tragflächen der Segelflugzeuge, wenn es allzu stark von oben goß und stiegen hinterher immer wieder in die „Kisten“. Einige Dutzend Male sind sie gestern auf dem Fluggelände an der Niers aufgestiegen. Und die paar tausend Zuschauer, die im Laufe des Tages die Neersener Landstraße und die Feldwege am Rande des Platzes säumten, sind durchaus auf ihre Kosten gekommen. Schließlich war es ja die erste luftsportliche Veranstaltung im engeren Bezirk seit dem Kriege.

Inoffiziell begann es schon am Samstag­nachmittag. Sehr pünktlich hatten die Venloer Fliegerfreunde ihre PH 177, ein Segel­flugzeug vom Typ „Olympia-Meise“ und die Krefelder ihr „13“ herübergeschickt. Be­reits am Samstagnachmittag wurde ein gutes Dutzend Passagierflüge durchgeführt. Auch die Funkverbindung mit den verschiedenen Nebenstellen auf dem Fluglände und der Flugsicherung des Flughafens Düsseldorf-Lohausen war aufgenommen. Am Rande der Landstraße bauschten sich bereits die Fah­nen. Eigentlich hätte der Flugleiter Heinz Holzapfel schon am Samstag nur auf den berühmten Knopf zu drücken brauchen, um die gut vorbereitete Organisationsmaschi­nerie anlaufen zu lassen.

Dr. Doetsch gab den Startschuß

Aber die offizielle Flugtagseröffnung war auf Sonntag morgen zehn Uhr angesetzt. Am Platzrand vertraten sich die ersten paar hundert Zuschauer die Füße. Polizei, Feu­erwehr, Lautsprechwagen, Würstchen- und Coca-Cola-Verkäufer waren einsatzbereit eingefahren. Die Viersener Amateurfunker, die sich bei von ihren Kemperer Funkkolle­gen kräftig unterstützt wurden, prüften die Verbindung. Und dann gab der Platzleiter, Walter Doetsch, mit einem Schuß aus der Leuchtpistole das Zeichen zur Eröffnung.

Er konnte als prominente Begrüßung: den Chef des Landesverbandes, Diplom-Ingenieur Krekel aus Düsseldorf, den Neußener Regierungsdirektor Heller und Stadt­direktor Alexis Viersen, nicht zuletzt na­türlich unseren Windenkönner „Egidius“.

Die ersten Segelflieger starteten mit dem Schleppseil der Winde, und schon senkte sich der erste Vogel in die Lüfte.

Prinz Bernhards Maschine unterwegs

Inzwischen waren wir in Lohausen mit einer zweisitzigen Motormaschine aufgestie­gen, hinter uns im Schlepp ein zweisitziger Segler vom Typ „Focke-Wulf-Kranich“. Einige Schleifen über Süchteln, Dülken und dann Viersen. Ueber dem Platz an der Niers klinken wir den „Kranich“ aus. Mit einer eleganten Schleife macht er sich davon. Wir indessen setzen zur Landung an. Hinunter auf 40, 50 Meter. Steilkurve. Noch einmal zurück. Der Pilot vor mir weist auf die Traktorspuren, die quer das Gelände durchziehen. Hat Bedenken, den zwei Tonnen schweren Vogel aufzusetzen. Unten winkt man, wir sollen landen. Vergebens versuche ich die Bedenken zu zerstreuen. Ein Ruck am Steuerknüppel, fast steil schießen wir in die Höhe. Zurück nach Düsseldorf. Die Landung schien dem holländischen Piloten zu riskant. Schließlich ist er für die Maschine verantwortlich. Sie gehört dem holländischen Prinzen Bernhard, der sie während des Krieges von den Amerikanern geschenkt bekam. Der Norman war seinerzeit Jagdfliegerkam­pagne der Normannen war der Dussen auf zu alt zur Verfügung gestellt hat. So erzählt mir auf dem Rückflug.

Wellensalat“ und kalte Duschen

Auf dem Turm der Flugleitung in Lohausen haben die Kempener Funker ihr Kurzwellen­gerät aufgebaut. Hier erfahre ich von der vermaledeiten Kaltfront aus Belgien, die den Flugtag gefährden will. Gegen die Verglasung des Turmes trommelt der Regen. Die Schlecht­wetterwand ist schon da. Im Funkgerät herrscht zeitweise ein recht unschöner „Wellensalat“. Vergebens suchen die Luftsportler an der Niers den Himmel nach den angekündigten Motormaschinen ab. Keine kommt. Auch nicht die des „fliegenden Paters“. Wegen des Regens sind die Segelflugzeugstarts eingestellt. Miese Stimmung. Im Augenblick scheint sich alles gegen den ersten Flugtag verschworen zu haben. Genau so nervös, wie die bei der Flugleitung in Neersen auf besseres Wetter warten, drehe ich in der Funker­kabine im Düsseldorfer Flugleitungsturm „Däumchen“. Schließlich habe ich über den Flugtag an der Niers einen ausführlichen Bericht mit allen Einzelheiten zu schreiben und sitze untätig in Düsseldorf.

Meise“ drehte Loopings

Ehe ich einen Zubringerbus von Lohausen zum Hauptbahnhof von da einen fahrplan­mäßigen Autobus nach Anrath erwische und mich dann zu Fuß zum Flugplatz auf Socken mache, hat es auch nicht aufgehört zu regnen. Als die Sonne wieder scheint, setzt Egidius Janssens auch seine Winde wieder in Betrieb. Ich bin noch zurechtgekommen. Die Duisburger „Grille“ und die Venloer „Meise“ wechseln einander ab. Es gibt ein paar Loopings und elegante Schlenker zu sehen. Sogar die geschenkte „Grunau 9“ der Luftsportvereinigung Grenzland hat ihre Feuerprobe bestanden. Rings um den Platz wimmelt es von Menschen. Pulks von Fahrrädern, Karren und Wagen. Geschickt gibt man den Leuten über den Lautsprecher Erklärungen und technische Erläuterungen oder lässt sie am Funkbetrieb zwischen Düsseldorf und Viersen teilnehmen. Am späten Nachmittag klingt der erste Flugtag aus. Das Wetter hat leider den vollen Erfolg verhindert, aber es war ein schöner und verheißungsvoller Beginn. Die Fliegerei hat durch den gestrigen Tag im heimischen Bezirk sicher viele neue Freunde und starken Auftrieb gewonnen. Und das ist schließlich doch ein Erfolg.


Rückblick: Flugtag an der Niers 1953 und seine Bedeutung für den heutigen LSV Grenzland

Der Flugtag an der Niers 1953 war ein besonderer Moment in der Vereinsgeschichte des LSV Grenzland. Trotz widriger Wetterbedingungen zeigte sich schon damals, wie stark das Engagement und die Begeisterung für den Luftsport in der Region waren.

Heute setzt der Verein diese Tradition fort – mit modernen Segelflugzeugen, Motorseglern und aktiver Jugendarbeit. Mehr zur Geschichte des Flugplatzes Grefrath findest Du in unserem Archiv.

Du möchtest wissen, wie unser Flugplatz heute aussieht? Dann besuche die offizielle Website des Flugplatzes Grefrath-Niershorst für aktuelle Infos zu Anflug, Technik und Veranstaltungen.

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