Sensation an der Niersbrücke: Flugplatz schon so gut wie genehmigt
Erste Landung 1952 – Der Startpunkt der Flugplatzgeschichte in Grefrath
Die faszinierende Geschichte des Flugplatzes Grefrath beginnt im November 1952 mit einem besonderen Ereignis: Der ersten Landung auf dem Gelände an der Landstraße nach Neersen zwischen Hofbruch und Bökel.
Der folgende Zeitungsartikel aus der Rheinischen Post dokumentiert diesen historischen Moment im Wortlaut.
Sachverständiger Simon: „Platz ausgezeichnet“ – Holländisches Sportflugzeug sicher gelandet
Artikel vom 24. November 1952 – Rheinische Post
VIERSEN.
In der Verwirklichung seines Flugplatzvorhabens ist der Luftsportverein Grenzland wiederum ein schönes Stück weiter vorangekommen. Nach dem Gutachten des amtlichen Sachverständigen für Flugplatzfragen in NRW, Harro Simon (Düsseldorf), der am Samstagnachmittag das an der Landstraße nach Neersen zwischen Hofbruch und Bökel gelegene Gelände abnahm, sind die Platzverhältnisse für den Segelsport „ausgezeichnet“. Der Zulassung würde von deutscher Seite „keine Schwierigkeiten“ entgegenstehen.
Zur gleichen Zeit landete am Samstagnachmittag auf dem Wiesengelände eine holländische Sportmaschine vom Typ „Piper Cub“, am Steuer Bernhard Jansen vom Venloer Segelfliegerklub (VZC). Im Nu hatten sich auf der Wiese an der Landstraße nach Neersen mehr als hundert Menschen um die gelandete Maschine versammelt.
Dr. Walter Doetsch, der Vorsitzende des Luftsportvereins Grenzland, hatte zur Platzabnahme auch die Grundstückseigentümer und Neersens Gemeindedirektor Heller hinzugezogen. Auch der holländische Fluglehrer Goettgens (Sittard) und Vertreter der einzelnen Fluggruppen des Luftsportvereins Grenzland waren anwesend. Ein provisorisches Landekreuz für die angekündigte „Piper Cub“ war ausgelegt.
Kurz nach 15 Uhr tauchte – aus Düsseldorf-Lohausen kommend – die zweisitzige Sportmaschine am Horizont auf, erkannte sofort Platz und ausgelegtes Landekreuz und begrüßte die wartenden Gruppen unten auf der Wiese mit „wackelnden“ Flügeln. Noch einmal die Landebahn im Tiefflug gemessen, vor den Chausseebäumen die Maschine steil hochgerissen, Kehre – dann setzte Bernhard Jansen seine Maschine sicher auf dem Rasen auf und ließ sie dicht vor der Gruppe ausrollen.
Nicht einmal ein Drittel der 520 m langen Bahn hätte er für die Landung benötigt; auf diesem Platz könne jedes Sportflugzeug landen, meinte er im ersten Gespräch. Die gelandete Maschine war für die Bewohner der umliegenden Gehöfte und die Verkehrsteilnehmer auf der Landstraße eine Sensation. Vorüberkommende Wagen hielten an, zu Dutzenden eilten Neugierige über die Felder herbei, um den metallenen Vogel aus der Nähe zu bestaunen.
Eigentlich hat das von Dr. Doetsch ausfindig gemachte Gelände seine Bewährungsprobe mit der Landung des holländischen Sportflugzeuges schon bestanden.
Auch die thermischen Verhältnisse sollen günstig sein. Es wird bei endgültiger Zulassung aber zunächst nur als Segelflugplatz Verwendung finden. Besonders erfreulich ist dabei, dass Grundstückseigentümer und Gemeinde Neersen dem Plan volle Unterstützung zuteil werden lassen. Die Grundstückseigentümer, mit Ortslandwirt Draak an der Spitze, wollen das Gelände unentgeltlich zur Verfügung stellen. Gemeindedirektor Heller freut sich jetzt schon auf den kommenden „Flugplatz Neersen an der Niers“, und die Anfänge einer Neersener Fluggruppe, die sich dem Luftsportverein Grenzland anschließt, wurde am Samstagnachmittag gleich an Ort und Stelle geschaffen.
Aber bevor geflogen werden kann, ist noch viel zu tun. Damit beschäftigte sich die Versammlung der Fluggruppe Viersen am Sonntagvormittag im „Nordpol“, Süchtelner Straße.
Es müssen Bautrupps gebildet werden, die den Platz herrichten.
Daneben soll vor allem die Bautätigkeit in allen Gruppen aktiviert werden. Es wird angestrebt, in jeder Gruppe eine eigene Werkstatt einzurichten. Gemeinsamer Referent für Baufragen ist Hans Inselberger, Dülken. Die in Dülken stehende
„Grunau 9“, ein Schulgleiter, soll bis Ende Januar 1953 startbereit sein. Bis zu diesem Zeitpunkt wird Egidius Jansen (Brüggen) auch die erforderliche Seilschleppwinde einsatzbereit haben. Die Anschaffung des Hochleistungssegelflugzeugs vom Typ „Mü 13“ soll durch gemeinsame Sparaktionen und von allen Mitgliedern geleistete Bauarbeit ermöglicht werden. Nur wer selbst baut, soll auch fliegen dürfen. Einleitend hatte Dr. Walter Doetsch dem wegen Arbeitsüberlastung kürzlich zurückgetretenen Vorsitzenden Helmut Küppers den Dank für die von ihm geleistete „Pionierarbeit um den Verein“ ausgesprochen.
Ergänzend erfährt die RP noch, dass auf dem Flugplatz Lohausen am Sonntagnachmittag der erste offizielle Flugauftrag nach dem neuen „Flugplatz Neersen an der Niers“ ausgestellt worden ist. Mit ihm ist Bernhard Jansen (Venlo) mit seiner „Piper Cub“ wieder zurückgekommen. Seine ersten acht Passagierflüge auf dem neuen Gelände verliefen reibungslos und programmäßig.

Abnahme des neuen Flugplatzes am Samstagnachmittag.
Links: Der Landessachverständige für Flugplatzfragen, Harro Simon (Düsseldorf, im Ledermantel), prüft mit Dr. Walter Doetsch, dem Vorsitzenden der Luftsportvereinigung Grenzland (im dunklen Mantel), an Hand der Karte die Geländeverhältnisse.
Rechts: Die soeben gelandete Sportmaschine vom Typ „Piper Cub“, mit der Bernhard Jansen (Venlo) als erster Pilot auf dem neuen „Flugplatz Neersen an der Niers“ landete.
Mehr zur Piper Cub auf Wikipedia
Dieser Artikel ist Teil unserer Serie zur Geschichte des Flugplatzes Grefrath.
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