Neuer Motor für unsere DR400 – so läuft die Einlaufphase ab

Neuer Motor für unsere DR400 – was passiert in der Einlaufphase?

Unsere Robin DR400/180R hat einen rundum erneuerten Lycoming O-360 erhalten. Bevor sie in den normalen Vereinsbetrieb zurückkehrt, startet eine kontrollierte Einlaufphase – technisch sinnvoll, sicherheitsrelevant und spannend erklärt.

Gestern haben sich unsere Motorflug- und Schlepppiloten zu einem Briefing getroffen, um die Einlaufphase der ersten 25 Flugstunden zu planen. Dabei geht es nicht nur um Organisation, sondern um klare technische Gründe – und um Sicherheit. Warum das Einlaufen so wichtig ist, was wir dabei beachten und weshalb in dieser Zeit nur ausgewählte Piloten fliegen, erklären wir hier verständlich für alle – auch wenn Du kein Pilot bist.

Warum ein Flugmotor überhaupt „eingelaufen“ werden muss

Ein Flugmotor wie der Lycoming O-360 ist präzise gefertigt. Nach einer Überholung müssen sich jedoch Kolben, Kolbenringe und Zylinderlaufbahnen wieder perfekt aufeinander einschleifen. Diese Phase entscheidet maßgeblich über Ölverbrauch, Kompression und Lebensdauer.

Damit das funktioniert, schaffen wir in den ersten Stunden gezielt passende Bedingungen:

  • relativ hohe, konstante Leistung (ca. 75 %),
  • gleichmäßiger Betrieb ohne viele Lastwechsel,
  • keine langen Leerlaufphasen oder sehr niedrige Drehzahlen.

Wird ein Motor zu „sanft“ betrieben, kann sich auf der Zylinderwand ein glatter Film bilden (Glazing). Dann dichten die Ringe schlechter ab – der Motor verbraucht mehr Öl und liefert weniger Leistung. Das vermeiden wir durch die oben genannten Betriebsbedingungen.

Vorbereitung für den Motoreinbau …

Warum in dieser Zeit nur ausgewählte Piloten fliegen

Die ersten 25 Stunden nach dem Einbau sind keine „normalen“ Flüge. Zum einen läuft der Motor unter besonderen Bedingungen, zum anderen gilt: Bei einem neuen Motor kann im Zweifel Unvorhergesehenes auftreten. Darum setzen wir in dieser Phase auf erfahrene Piloten, überwiegend unsere Schlepppiloten, die durch den regelmäßigen Einsatz auf der PA-25 „Pawnee“ sehr aktuell trainiert sind.

Zusätzlich gilt:

  • Jeder Einlaufflug dauert mindestens etwa 1 Stunde mit möglichst konstanter Leistung (keine Touch-and-Go-Serien).
  • Mindestens 3 Starts und Landungen in den letzten 90 Tagen sind Pflicht – aktuelle Flugpraxis ist in dieser Phase besonders wichtig.

Schulbetrieb ist während der Einlaufphase kaum möglich, weil die geforderten langen Flüge mit gleichmäßiger Leistung und ohne große Lastwechsel nicht zum typischen Schulprofil passen.

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Der überholte Motor ist da …

Ölwahl in der Einlaufphase: unlegiertes Mineralöl – und warum W80

Wir verwenden in der Einlaufphase bewusst unlegiertes Mineralöl (Straight Mineral Oil). Der Grund: Additivierte Hochleistungsöle bauen einen sehr stabilen Schmierfilm auf, der das notwendige „Anpassen“ der Metalloberflächen bremsen kann. Das einfache Mineralöl ermöglicht die gewünschte, kontrollierte Mikro-Reibung, damit sich die Kolbenringe sauber setzen.

In der kühlen Jahreszeit setzen wir auf Aeroshell W80 (statt W100). Die geringere Viskosität hilft dabei, schneller in den optimalen Temperaturbereich zu kommen und den Motor zuverlässig zu schmieren.

Ölwechsel-Plan: Der erste Ölwechsel erfolgt nach 25 Stunden, um Einlaufabrieb aus dem System zu holen. Danach fliegen wir weiter bis 50 Stunden – das entspricht der Empfehlung unseres Motorüberholers.

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Der Propeller wird montiert …

Warum wir in der Einlaufphase Avgas statt Mogas nutzen

Unsere DR400 ist grundsätzlich Mogas-tauglich. Während der Einlaufphase nutzen wir jedoch bewusst Avgas (100 LL). Das sorgt für eine gleichmäßige Verbrennung, trägt zu stabilen Temperaturen bei und reduziert Variablen in einer Phase, in der der Motor ohnehin wärmer läuft und wir möglichst wenige Unwägbarkeiten möchten.

Wann ist die Einlaufphase abgeschlossen?

Die Einlaufphase gilt als abgeschlossen, wenn sich der Ölverbrauch stabilisiert und die Kompressionswerte der Zylinder gleichmäßig gut sind. Theoretisch kann das schon nach etwa 25 Stunden erreicht sein – wir halten uns jedoch an die empfohlenen 50 Stunden, bevor der Motor wieder vollständig in Schul-, Schlepp- und Reiseflugbetrieb übergeht.

Nach Abschluss stellen wir auf additiviertes Betriebsöl um und geben die Maschine wieder breiter frei.

Kurz & knapp: unsere Einlauf-Parameter

Kurz & knapp: unsere Einlauf-Parameter

Motor: Lycoming O-360 (DR400/180R)
Leistungsprofil: ca. 75 % Leistung, wenige Lastwechsel, Flugdauer ≥ 60 min
Kraftstoff: Avgas (100 LL) in der Einlaufphase
Öl: unlegiertes Mineralöl (Aeroshell W80 im Winter)
Ölwechsel: 25 h (Kontrolle), Einlaufphase insgesamt bis 50 h
Pilotenwahl: ausgewählte, aktuelle Schlepp-/Motorflugpiloten, mind. 3 Starts/Ldg. in 90 Tagen

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